Wer wünscht sich schon einen Aufenthalt im Krankenhaus? Aber manchmal ist er eben notwendig. Gut zu wissen, dass dort Menschen sind, die nicht nur alles dafür tun, unsere Leiden zu lindern, sondern auch dafür sorgen, dass unser Aufenthalt in der Klinik so angenehm wie möglich ist. Krankenpfleger versorgen Patienten, helfen bei der Körperpflege, assistieren bei Behandlungen, verabreichen Medikamente und haben dabei immer ein offenes Ohr für Kranke sowie deren Angehörige. Wir haben jene, die uns im Krankheitsfall pflegen, danach gefragt, was ihnen auf der Seele brennt.
(Nicht nur) Freude am Beruf
Sandra Ehrlich*, 45, Fachkrankenschwester im Operativen Dienst, Hamburg„Ich wollte in diesem Beruf Menschen helfen. Doch dafür ist keine Zeit. Auf Station fühlt man sich ständig gescheucht und muss Aufgaben abarbeiten. Es hat mich sehr frustriert, nicht wirklich für die Kranken da sein zu können. Darum habe ich in den OP gewechselt. Das konzentrierte Arbeiten dort macht mir Spaß.“
Alexander Bogs, 33, Krankenpfleger in der Notaufnahme, Klinikum Würzburg Mitte„Wenn ich erzähle, dass ich Krankenpfleger bin, kommt immer die gleiche, mitleidige Reaktion. Die Leute sagen: „Das wäre nichts für mich, das könnte ich nicht machen.“ Im Ausland wird die Pflege ziemlich hochgehalten, in Deutschland nicht.“
Was Corona für uns bedeutet
Evelyn Schmidt*, 36, Intensivpflegerin, Raum München„Als wir die Videos und Fachberichte aus Italien, Frankreich und Wuhan gesehen haben, wurde uns ganz anders. Da wurde auch von Personalausfällen berichtet, weil Kollegen Angst hatten. Ich bin nicht mehr nach Hause gefahren, sondern hier im Krankenhaus geblieben, und habe meine Eltern und meinen Freund nicht mehr besucht.“
Sabine Maier*, 35, Fachkrankenschwester für Notfallpflege, Hamburg„Vor Corona wurde man oft angeblafft von Patienten in der Notaufnahme, wegen der Schmerzen und der Wartezeit. Heute ist der Beruf wie in ein anderes Licht gerückt, und wir erfahren viel Wertschätzung.“
Pro und Kontra: Schichtdienst
Marlene Hefele, 63, Krankenschwester auf der Inneren Station, Rotkreuzklinik Lindenberg„Schichtdienst ist für die Work-Life- Balance geradezu ideal. Ich genieße es, wenn ich einen ganzen Vormittag für mich habe und am Nachmittag zur Spätschicht gehe. Und ich genieße es, nach der Frühschicht den restlichen Nachmittag am Badesee oder beim Skifahren zu verbringen.“
Was Sie als Patient tun ...
Franz Unger*, 54, 30 Jahre Berufserfahrung, Krankenpfleger auf einer Inneren Station, Raum Hamburg„Hören Sie nicht auf, Fragen zu stellen. Wer nicht informiert ist, hat Ängste. Es hilft allen, wenn Sie wissen, was mit Ihnen passiert.“
Inge Wollschläger, 50, ehemalige Notaufnahmeschwester, Würzburg„Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Auch im Krankenhaus. Sie dürfen sicher sein, dass wir vom Pflegepersonal darum bemüht sind, es Ihnen als Patient so angenehm wie möglich zu machen. Wartezeiten entstehen nicht aus Boshaftigkeit. Ein rauerer Ton ebenso wenig. Etwas Empathie füreinander ist immer gut.“
... und lassen sollten!
Kerstin Huber*, Anfang 30, Krankenpflegerin auf einer Onkologischen Station, Stuttgart„Verwechseln Sie das Krankenhaus nicht mit einem Hotel. Ihre Tochter aus Frankfurt kommt heute Nachmittag um 15 Uhr zu Besuch? Das freut mich für Sie, bedeutet aber nicht, dass wir in der Strahlenabteilung anrufen können, um Ihren Termin vorzuverlegen.“
Katrin Zoller*, 38, Krankenschwester in einer Notaufnahme, Hamburg„Ihnen ist schon seit zwei Wochen ab und zu schwindelig? Sie haben den Splitter schon länger im Fuß? Wenn es nicht um Leben und Tod geht, dann sind Sie kein Fall für die Notaufnahme. Schon gar nicht nachts, weil wir dann dünn besetzt sind.“
Lara Kuster*, 27, Notfallexpertin, Raum Zürich„Mir platzt der Kragen, wenn man mich als ,Fräulein‘ oder ,Schwester‘ bezeichnet oder duzt. Ich habe einen Namen, den nenne ich allen Patienten, wenn sich sie das erste Mal sehe. Ich bin weder in einem Alter, in dem ich noch als ,Fräulein‘ durchgehe, noch bin ich Mitglied eines Nonnen-Klosters. Und per Du bin ich mit Patienten, die ich erst seit fünf Minuten kenne, schon gar nicht.“
Mein Rat an Angehörige
Franz Unger*, Krankenpfleger auf einer Inneren Station, Raum Hamburg„Ich finde es schrecklich, wenn Besucher gar keine Sensibilität zeigen, in Horden kommen und Stunden bleiben. Das ist für Mitpatienten in den kleinen Zimmern belastend. Bitte achten Sie die Privatsphäre anderer.“
Marlene Hefele, Krankenschwester auf der Inneren Station, Rotkreuzklinik Lindenberg„Oft ruft jedes Kind einzeln an und fragt, wie es der Mama geht, dadurch hängen wir ganz viel am Telefon. Ich würde dazu raten, dass sich die Angehörigen vernetzen und eine Kontaktperson bestimmen. Das wäre für uns eine zeitliche Entlastung.“
Was uns besonders berührt
Markus Oppel, 37, selbstständiger Pflegeberater und Krankenpfleger, Buchbrunn„Nie vergessen werde ich eine Patientin, die ich auf der Bauchchirurgie kennengelernt habe. Sie war noch jung und litt an Leberkrebs. Drei bis sechs Monate Lebenserwartung wurden ihr prophezeit. Aber sie hat hart gekämpft, eine so herzensgute Frau, und ich durfte sie dabei begleiten. Viereinhalb Jahre lang.“
Patrizia Becker*, 64, stellvertretende Leiterin einer Intensivstation, Großraum Hamburg„Die größte Freude ist es für mich, wenn ich extrem Kranke gesund wiedertreffe. Aber verzeihen Sie mir, wenn ich trotzdem nicht viel Zeit habe. Der Job ruft, Ihre Gesundheit ist dennoch die schönste Bestätigung für meine Arbeit.“
Was uns am System ärgert ...
Patrizia Becker*, Stellvertretende Leiterin einer Intensivstation, Großraum Hamburg„Es ärgert mich, dass immer beim Material gespart wird. Gerade haben wir uns an diese Windeln, jenen Mundschutz gewöhnt und sie funktionieren gut, da werden andere angeschafft, die schlechter passen, schneller reißen. Und das alles, weil es immer das Billigste sein soll. Das nervt.“
Marlene Hefele, Krankenschwester auf der Inneren Station, Rotkreuzklinik Lindenberg„Durch die kurzen Verweildauern ist die Arbeitsbelastung heute höher als früher. Die Formalitäten sind gewaltig, das zermürbt manchmal schon.“
... und wie es besser ginge
Katrin Zoller*, Krankenschwester in einer Notaufnahme, Hamburg„Für mich gehört die Zweiklassengesellschaft abgeschafft, die zwischen privaten und Kassenpatienten unterscheidet. Die einen dürfen sich alles aussuchen und werden bedient, die anderen kurzgehalten.“
Elisabeth Schühle*, Krankenschwester auf einer Onkologischen Station, Württemberg„Einer unserer Witze geht so: „Kommt die Schwester mit dem Rollator.“ Wenn wir bis 67 arbeiten sollen, dann müssen Stellen geschaffen werden, die ältere Mitarbeiter auch ausfüllen können. Allen Hilfsmitteln zum Trotz bleiben manche unserer Aufgaben körperlich anstrengend. Ich denke da vor allem ans Heben der Patienten.“
*Name auf Wunsch geändert
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