Wunderwerk Körper
Ausgabe: Januar 2020 Autor: 1. Warum Sie Gänsehaut bekommen:
Wenn Ihnen kalt ist oder Sie etwas Unheimliches sehen, schüttet Ihr Körper Adrenalin aus. Dadurch stellen sich die Körperhaare auf. Das half unseren Vorfahren, sich warm zu halten. Außerdem wirkten sie für etwaige Angreifer größer. Damit sich jedes Haar aufrichten kann, müssen sich die winzigen Muskeln am Ende jedes einzelnen Haarfollikels zusammenziehen, wodurch die Haut ein bisschen wie die einer gerupften Gans aussieht – deshalb Gänsehaut.
2. Warum Sie Weisheitszähne haben:
Eigentlich sind sie ein drittes Set Backenzähne. Damit kauten unsere Vorfahren harte Nahrungsmittel wie Wurzeln und Nüsse, vor allem dann, wenn andere Zähne ausgefallen waren. Rund 35 Prozent aller Menschen bekommen keine Weisheitszähne, weil ihr Gebiss zu klein dafür ist. Die übrigen 65 Prozent beginnen mit etwa zehn Jahren, Weisheitszähne zu entwickeln, selbst wenn diese nicht zum Vorschein kommen. Übrigens gibt es keinen Beleg dafür, dass wir dadurch vollständige Weisheit erlangen.
3. Warum Ihre Finger und Zehen im Wasser schrumpelig werden:
Wenn Sie sich lange in der Badewanne rekeln, dringt Wasser in Ihre Haut ein und lässt die oberste Schicht anschwellen. Dadurch verengen sich die darunter liegenden Blutgefäße. Das wiederum führt dazu, dass einige der obersten Hautschichten einsinken. Das unregelmäßige Muster von angeschwollener und eingesunkener Haut sieht schrumpelig aus.
4. Warum Ihre Knie knacken, wenn Sie längere Zeit saßen:
Die Geräusche kommen wahrscheinlich von Gas, das aus den Zwischenräumen Ihrer Gelenke entweicht – wie wenn Sie Ihre Fingerknöchel knacken lassen. Muskeln oder Sehnen, die an Ihren Knochen reiben, führen übrigens ebenfalls zu Gelenkeknacken.
5. Warum Sie beim Rennen Seitenstechen bekommen:
Ein neues Trainingsprogramm kann Druck erzeugen, der vom Bauch nach oben oder von den Lungen nach unten auf den dazwischenliegenden Zwerchfellmuskel drückt. Das führt zu einer schlechteren Durchblutung und zur Verkrampfung des gereizten Zwerchfells. Sobald sich Ihr Körper an die Belastung gewöhnt hat, sollte das Seitenstechen wieder aufhören.
6. Warum Ihr Magen knurrt, wenn Sie hungrig sind:
Fühlen die Rezeptoren an den Magenwänden, dass keine Nahrung im Magen vorhanden ist, senden diese elektrische Wellen aus. Dann ziehen sich die muskeldurchzogenen Wände zusammen und entspannen, was das knurrende Geräusch verursacht. Manchmal hört man auch ein gurgelndes Geräusch, wenn die Kontraktionen Wasser und Magensäure hin und her bewegen.
7. Warum Sie als Fleischkonsument nach faulem Ei riechen können:
Essen Sie zu viel (vor allem rotes) Fleisch und dieses wird nicht richtig verdaut, lösen schwefelhaltige Aminosäuren in der Nahrung unter Umständen einen Schwefelgeruch aus. In einer kleinen Studie der University of California in Berkeley, USA, wurde herausgefunden, dass Frauen den Körpergeruch von Männern, die zwei Wochen lang kein Fleisch gegessen hatten, attraktiver, und als weniger intensiv empfanden, als wenn die Probanden rotes Fleisch gegessen hatten.
8. Warum sich innerhalb von zehn Jahren Ihr Skelett erneuert:
Kontinuierlich werden alte Knochenzellen durch neue ersetzt. Dieser Prozess heißt Remodellierung. So werden Schäden repariert, außerdem wird dadurch verhindert, dass sich zu viel alte Knochensubstanz ansammelt, die leichter bricht.
9. Warum Sie ständig blinzeln:
Der Mensch blinzelt 15- bis 20-mal pro Minute. Immer wenn Sie blinzeln, verteilen Ihre Augenlider Tränenflüssigkeit auf der Oberfläche Ihrer Augäpfel, damit diese nicht austrocknen. Blinzeln schützt die Augen zudem vor schädlichen Reizen wie hellem Licht und vor Fremdkörpern.
10. Wieso es unterschiedliche Blutgruppen gibt:
Bislang wissen Forscher nicht, weshalb Menschen unterschiedliche Blutgruppen haben. Es scheint einen Zusammenhang zwischen Blutgruppen und bestimmten Krankheiten zu geben. So haben Menschen mit Blutgruppe A ein höheres Risiko für manche Formen von Magen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs. Menschen mit der Blutgruppe 0 erkranken häufiger an Geschwüren.
11. Warum wir Fingerabdrücke haben:
Unsere Fingerabdrücke sind einzigartig. Wissenschaftler glauben, dass das Muster aus Schleifen, Wirbeln und Bögen jeweils mit bestimmten Krankheiten in Zusammenhang steht. So erkranken Menschen mit einem Muster aus Schleifen häufiger an Bronchialasthma und Demenz. Weshalb Finger diese wirbelförmigen Muster aufweisen, weiß man noch nicht. Viele Jahre dachten Forscher, sie würden uns helfen, Dinge zu greifen. Aber durch die feinen Rillen gelangt tatsächlich weniger Haut in Kontakt mit Objekten. Eine andere Theorie besagt, diese Unebenheiten würden unsere Finger schützen oder sorgten für Berührungsempfindlichkeit.
12. Wußten Sie, dass Ihre Haut im Dunkeln leuchtet?
Vor einem Jahrzehnt entdeckten Wissenschaftler mit hochempfindlichen Kameras, dass Menschen, ähnlich wie Glühwürmchen, Licht abgeben. Chemische Reaktionen in unseren Zellen erzeugen ein Leuchten, hauptsächlich an der Stirn, den Wangen und im Nacken. Das Leuchten ist am späten Abend am schwächsten und am späten Nachmittag am stärksten – möglicherweise aufgrund von Veränderungen im Stoffwechsel.
13. Wußten Sie, dass Ihre Lungen eine riesige Oberfläche haben?
Winzige Lungenbläschen, die Alveolen, ermöglichen, dass sich Sauerstoff und Kohlendioxid zwischen den Lungen und dem Blutkreislauf bewegen können. Die Lungen eines Erwachsenen haben im Durchschnitt 480 Millionen Alveolen, deren Oberfläche ein halbes Tennisfeld bedecken würde.
14. Wußten Sie, dass Ihr Skelett reichlich Wasser enthält?
Der menschliche Körper besteht überwiegend aus Wasser (55 Prozent bei Frauen und 60 Prozent bei Männern). Diese Flüssigkeit befindet sich nicht nur in Ihrer Haut, Ihren Muskeln und Ihren Organen, sondern auch im Skelett. Wasser macht knapp ein Drittel Ihrer Knochenmasse aus.
15. Wußten Sie, dass Ihr Herz während Ihres Lebens mehr als 200 Millionen Liter Blut pumpen kann?
Währenddessen filtern Ihre Nieren Ihr komplettes Blut mehr als 300-mal pro Tag. Ein Erwachsener hat im Schnitt fünf bis sechs Liter Blut, und die Nieren filtern knapp einen Viertelliter pro Minute.
16. Wußten Sie, dass nur 1 von 10 Zellen in Ihrem Körper tatsächlich eine menschliche ist?
Von den 100 Billionen Zellen in Ihrem Körper sind die meisten Mikroorganismen wie Bakterien oder Viren. Das National Institutes of Health Human Microbiome Project hat herausgefunden, dass Mikroorganismen ungefähr 1 bis 3 Prozent unserer Körpermasse ausmachen. Anders ausgedrückt befinden sich knapp drei Kilogramm Bakterien in einem 90 Kilogramm schweren Menschen.
17. Warum es Einschlafzuckungen gibt:
Schätzungsweise 70 Prozent der Menschen kennen die Zuckungen kurz vor dem Einschlafen. Die Wissenschaft konnte den Auslöser bislang nicht ermitteln. Eine Theorie lautet: Sobald sich Atmung und Puls verlangsamen, entspannen sich auch die Muskeln und zucken deshalb. Eine andere Möglichkeit ist, dass das Gehirn ein Signal an die Muskeln sendet, sich anzuspannen, weil es deren Entspannung fälschlicherweise als ein Zeichen dafür deutet, dass man fällt.
18. Warum Sie einen Muskelkrampf bekommen:
Am häufigsten treten Muskelkrämpfe in der Wade auf. Eine Studie belegte, dass die Nerven in den Muskeln während eines Krampfes bis zu 150 Stromschläge pro Sekunde abfeuern, wodurch sich die Muskeln stark zusammenziehen. Mögliche Ursachen sind Dehydrierung, Überanstrengung und bestimmte Medikamente wie Diuretika.
19. Warum das Gaumenzäpfchen da ist:
Wofür genau die Uvula da ist, wissen Forscher nicht. Da es sie allerdings nur beim Menschen gibt, nehmen sie an, dass sie eine Rolle beim Sprechen spielt. Vermutlich produziert die Uvula Speichel, um den Mund beim Sprechen und Schlucken feucht zu halten. Bei Menschen, die Französisch oder Arabisch sprechen, die sogenannte Zäpfchenlaute verwenden (wie beispielsweise das R im französischen Wort maître), kann ein fehlendes Gaumenzäpfchen die Aussprache verändern.
20. Wozu der Blinddarm da ist:
Nach Charles Darwin ist der Blinddarm das im Laufe der Evolution nutzlos gewordene Überbleibsel eines größeren Organs, das Bakterien enthielt, die unsere Vorfahren brauchten, um pflanzliches Gewebe wie Baumrinden zu verdauen. Moderne Wissenschaftler glauben das nicht. Manche sind der Meinung, dass der Wurmfortsatz oder Appendix tatsächlich das Wachstum einiger guter Darmbakterien fördert.
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