Aktuelle Ergebnisse einer bei der Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) in Chicago vorgestellten Studie zeigen, dass es möglich ist, Lungenkrebs bereits im Frühstadium im Blut aufzuspüren. Ähnlich wie von gesunden Zellen zirkulieren auch von Krebszellen Bruchstücke ihres Erbmaterials, der DNA, im Blut. Sie enthalten dieselben genetischen Veränderungen (Mutationen) wie die Krebszellen im Tumor. Ort und Art der Mutationen weisen zudem häufig auf eine bestimmte Krebsart hin. Allerdings kommen die Tumor-DNA-Bruchstücke nur in so kleinen Mengen im Blut vor, dass ihr Nachweis erst mit der Entwicklung neuer Anreicherungs- und Analysemethoden möglich wurde.
Die Anwendung dieser Methoden wird als Flüssigbiopsie (Liquid Biopsy) bezeichnet. Bereits angewendet wird die Methode bei Patienten mit nachgewiesenen Krebserkrankungen, um die Wirksamkeit einer Therapie zu verfolgen oder einen Rückfall zu diagnostizieren. Im Rahmen der Studie wurden an 141 Zentren in Kanada und den USA von 12.000 Patienten über Flüssigbiopsie gewonnene Proben auf DNA-Veränderungen untersucht, die für ihre jeweilige Krebsart typisch sind. Teil dieser Studie waren Proben von 127 Patienten mit Bronchialkarzinomen. Die Flüssigbiopsie dieser Proben sowie die von 580 Kontrollteilnehmern ohne Krebserkrankung wurden mit drei unterschiedlichen Tests durchgeführt, die nach für Lungenkrebs typischen Mutationen auf DNA-Bruchstücken suchten.
Je nach Test wurden zwischen 38 und 52 % der frühen Bronchialkarzinome richtig nachgewiesen. Für fortgeschrittene Stadien war der Nachweis in 87 – 89 % der Fälle richtig. Die Studie zeigt, dass der Nachweis von Lungenkrebs im frühen Stadium mit Bluttests prinzipiell möglich ist. Die Flüssigbiopsie stellt somit einen wichtigen Schritt zur Entwicklung von Screeningmethoden mithilfe von Bluttests dar.
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