Das neue Coronavirus scheint alle Menschen gleich häufig zu infizieren. "Es gibt keinen uns bekannten Unterschied im Übertragungsrisiko", sagt S. Wesley Long, Assistenzprofessor für Pathologie und Genomik am Houston Methodist Hospital in den USA. Unterschiedlich ist jedoch, wer an COVID-19 ernsthaft erkrankt. Während 80% der Menschen leichte (oder gar keine) Symptome haben werden, geht man davon aus, dass etwa 20% ernsthaft oder sogar kritisch erkranken werden. Zu diesen Hochrisikogruppen gehören neben Menschen mit schweren chronischen Erkrankungen auch ältere Erwachsene.
Einem Bericht des Chinesischen Zentrums für Krankheitskontrolle und -prävention in Peking zufolge hatten Menschen ab 80 Jahren mit COVID-19 mit 14,8 Prozent die höchste Sterblichkeitsrate. Die Gesamtrate lag in China zu dieser Zeit bei 0,9 Prozent. Allerdings stammen diese Zahlen vom 17. Februar 2020. Insgesamt scheine die Sterblichkeitsrate ab dem 65. Lebensjahr dramatisch anzusteigen, sagt Dr. Long. Dies liege zum Teil daran, dass die inneren Organe mit zunehmendem Alter einfach nicht mehr so gut funktionieren wie früher. Es hat aber auch mit dem Immunsystem zu tun. "Wenn man älter wird, ist das Immunsystem nicht mehr so stark wie in jungen Jahren", sagte Dr. Anthony Fauci, Leiter des Nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten in Maryland (USA).
Menschen mit Herzkrankheiten
Der chinesische Bericht stellte fest, dass die Sterblichkeitsrate bei Menschen mit COVID-19, die auch an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung litten, 10,5 Prozent betrug. Etwa 6 Prozent der Menschen mit COVID-19 und chronischem Bluthochdruck starben ebenfalls. "Das Virus hat das Potenzial, nicht nur den Herzmuskel, sondern auch die Blutgefäße anzugreifen", sagt Dr. Robert Glatter, Notarzt am Lenox Hill Hospital, New York City. Nach Angaben der Amerikanischen Herzgesellschaft (AHA) hatten 40 Prozent der Patienten, die mit COVID-19 ins Krankenhaus eingeliefert wurden, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder eine zerebrovaskuläre Erkrankung (wie etwa einen Schlaganfall). Die AHA besagt auch, dass das Virus Plaques (im Wesentlichen Fettablagerungen), die sich in den Arterien gebildet haben, zerstören kann. Dies würde das Risiko eines Herzinfarktes erhöhen.Menschen mit Lungenerkrankungen
Wie von Experten befürchtet, sind Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen anfälliger für COVID-19: In China starben 6,3 Prozent der Menschen, die eine Atemwegserkrankung hatten, an der Infektion. Das Virus konzentriert seinen Angriff auf die Strukturen und Gewebe, die an der Atmung beteiligt sind. Zu den Komplikationen gehören "nicht nur die Entwicklung einer schweren Lungenentzündung, sondern auch akute Atemnot, die eine ausreichende Sauerstoffversorgung des Lungengewebes verhindert", so Dr. Glatter.
Zu den Lungenkrankheiten, die ein höheres Risiko für COVID-19-Komplikationen bergen, gehören Asthma und COPD oder chronisch obstruktive Lungenerkrankungen, zu denen sowohl chronische Bronchitis als auch Emphyseme gehören. "Asthma ist definitiv ein Risiko", sagt Dr. Long. "Asthmatiker neigen dazu, eine leichte Beeinträchtigung der Lungenfunktion zu haben, auch wenn sie keine Symptome haben. Hinzu kommt, dass für viele Asthmatiker jede Art von Atemwegsinfektion ein Auslöser für eine Entzündung der Atemwege und im Grunde genommen für einen Asthmaanfall ist.Menschen mit Diabetes
Der Bericht über Fälle in China beziffert die Sterblichkeitsrate bei Menschen mit Diabetes, die COVID-19 hatten, auf 7,3 Prozent. "Menschen, die an Diabetes leiden, neigen auch zu anderen zugrunde liegenden Komplikationen, es sei denn, sie werden gut behandelt, was normalerweise nicht der Fall ist", sagt Libby Richards, Professorin an der Purdue University School of Nursing in West Lafayette, Indiana. "Ihr Körper steht bereits unter Stress. Das verringert Ihre Fähigkeit, Infektionen zu bekämpfen."Immunsuppressive Medikamente
Wer Medikamente einnimmt, die das Immunsystem dämpfen, wird mehr Mühe haben, COVID-19 und seine Komplikationen zu bekämpfen. Dazu gehören Menschen mit HIV/AIDS, Transplantationspatienten, alle, die hochdosierte Kortikosteroide einnehmen, und Krebspatienten, die sich einer Behandlung unterziehen. "Die meisten Chemotherapien wirken, indem sie auf schnell wachsende Zellen abzielen, und einige der am schnellsten wachsenden sind Blutzellen", sagt Dr. Long. Und Blutzellen sind entscheidend, um sicherzustellen, dass Ihr Immunsystem mit hoher Geschwindigkeit arbeitet.
Auch Menschen mit Autoimmunkrankheiten wie Lupus oder rheumatoider Arthritis müssen besonders vorsichtig sein. Der Grund dafür, dass die neueren biologischen Medikamente bei diesen Erkrankungen so gut wirken, ist, dass sie die überaktiven Immunsysteme zähmen, welche die Krankheiten verursachen.Chronische Erkrankungen
Auch Menschen mit jeder anderen Form von chronischer Krankheit leiden wahrscheinlich unverhältnismäßig stark. Dazu gehören chronische Lebererkrankungen und chronische Nierenerkrankungen, sagt die CDC. "Diese Erkrankungen beeinträchtigen die natürliche Fähigkeit des Körpers, mit Infektionen fertig zu werden", sagt Dr. Long. Menschen mit langfristigen Erkrankungen haben auch ein beeinträchtigtes Immunsystem, fügt die AHA hinzu.Menschen mit anderen Krankheiten
Menschen mit bestimmten Blutkrankheiten, wie Sichelzellenanämie, und Menschen, die Blutverdünner einnehmen, haben möglicherweise ein höheres Risiko für Komplikationen durch COVID-19, so die CDC. Das Nationale Institut für Drogenmissbrauch der USA warnte zudem davor, dass Menschen, die Drogen missbrauchen, ein höheres Risiko haben könnten. Menschen, die Tabak oder Marihuana rauchen oder E-Zigaretten rauchen, gefährden bereits ihre Lungen, während Opioide und Methamphetamine die Atemwege belasten.
Tagesaktuelle Infos zu COVID-19
Das Robert-Koch-Institut stellt tagesaktuell die Fallzahlen, betroffene Länder und Informationen zu internationalen Risikogebieten zusammen. Auch für Deutschland finden Sie dort die Zahlen der Fälle. Sie werden aufgeschlüsselt nach Bundesländern und Landkreisen grafisch dargestellt.
Lesen Sie hier den Artikel zu Corona-Symptomen in Englisch von Reader‘s Digest Kanada
Mehr zu diesem Thema