Mit seinen vielen Unterarten gibt es auch viele Erkrankungen, durch die das Virus in Erscheinung tritt: Windpocken, Gürtelrose, Drei-Tagesfieber, Pfeiffersches Drüsenfieber oder Mundherpes. Allen diesen Herpesviren ist gemein, dass sie in der akuten Phase ihrer Erkrankung vom Immunsystem meist erfolgreich bekämpft, aber nicht eliminiert werden können. Sie verstecken sich im Organismus, lauern als Schläfer und wenn das Immunsystem schwächelt, treten sie erneut zum Angriff an. Schon länger vermutet man, dass diese Schläfer im Verborgenen doch so einigen Schaden anrichten. Immer häufiger werden sie im Zusammenhang mit dem Ausbruch von Krankheiten wie der Multiplen Sklerose oder dem Chronischen Müdigkeitssyndrom genannt. Vor allem aber besteht der Verdacht, dass sie psychische Störungen wie Schizophrenie, Depressionen, Autismus, Bipolare Störungen oder die Alzheimer-Krankheit zumindest mit verursachen.
Erhärtet wird dieser Verdacht jetzt durch den Nachweis einer erhöhten Infektionsrate des menschlichen Herpesvirus HHV 6 im Kleinhirn von Menschen mit Depressionen oder bipolaren Störungen. Speziell in den Purkinje-Zellen, die unter anderem Gefühle, Wahrnehmung und Gedächtnis beeinflussen, ließen sich die Spuren des Herpesvirus nachweisen. Verantwortlich für diese Entdeckung ist Bhupesh Prusty vom Institut für Virologie und Immunologie der Universität Würzburg. Er und Kollegen aus New York werteten zwei große Studiengruppen aus, bei denen Proben der Gehirne entnommen wurden.
Dieser Nachweis ist damit der erste wissenschaftliche Beleg, dass Viren des Typs HHV-6 Nervenzellen infizieren und damit möglicherweise eine Schlüsselrolle bei der Entstehung psychischer Erkrankungen spielen. Außerdem glauben die Wissenschaftler nachgewisen zu haben, dass die vermeintlich ungefährliche Rolle des lediglich schlummernden Virus ein Trugschluss ist.
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