Als ich das Blaulicht im Rückspiegel bemerkte, war es zu spät. „Papa, hinter uns ist die Polizei“, drang die Stimme meiner Tochter von der Rückbank an meine Ohren. Die fühlten sich spontan sehr heiß an. Gerade war ich links abgebogen – an einer Stelle der Avinguda del Parallel in Barcelona, an der ein Schild dies ausdrücklich untersagte. Gut, der reguläre Weg war durch eine Baustelle versperrt und unsere Urlaubsunterkunft nur noch 50 Meter entfernt. Trotzdem: falsche Entscheidung. Ausgerechnet in Spanien, dem Land Europas mit den strengsten Strafen für Verkehrssünder!
Im Geiste sah ich mich schon meinen Führerschein abgeben. Was war ich erleichtert, als mir die Polizeibeamten nach einer eingehenden, auf Katalanisch geführten Beratung verkündeten, es sei lediglich ein Bußgeld für das Missachten eines Verkehrsschildes fällig.
Was mich sehr verblüffte, war, dass ich nur die Hälfte der Strafe bezahlen musste, wenn ich dies sofort und per Kreditkarte erledigen würde. Ich wusste, dass man in manchen Ländern Bußgelder im Straßenverkehr unmittelbar entrichten muss. Dass man dafür einen Rabatt eingeräumt bekam, war für mich als Deutschen eine Überraschung. Plötzlich fühlte sich mein Verkehrsverstoß wie ein Schnäppchen an! Meine Erfahrung brachte mich auf die Idee, bei Kolleginnen und Kollegen in Reader’s Digest-Redaktionen in Europa nachzufragen, welche Regeln und typischen Verhaltensweisen Besucher ihrer jeweiligen Heimatländer tunlichst beachten sollten.
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Belgien: Bitte unbedingt Bargeld dabeihaben
Deutschland: Im Geschwindigkeitsrausch
Dann füge ich hinzu, dass Verkehrsteilnehmern, die schneller als 130 km/h unterwegs sind, im Falle eines Unfalls stets eine Teilschuld zugeschrieben wird. Allein, am Ende bleibt die Meinung: „Ja, Deutschland ist das einzige Land in Europa, in dem man sein Auto auf manchen Strecken so schnell fahren darf, dass man dafür in anderen Ländern ins Gefängnis käme.“
Finnland: Bitte die Zapfsäule frei machen!
Noch ein Grund, sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen von 80 km/h auf Landstraßen zu halten: Stationäre Geschwindigkeitskontrollen sind weit verbreitet. „Aber im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Staaten sendet unsere Polizei die Bußgeldbescheide nicht an Fahrzeughalter im Ausland“, sagt Ilkka.
Wenn Sie nicht als Tourist auffallen wollen, hier noch ein Tipp zur Etikette. „Fahren Sie Ihr Auto nach dem Tanken zur Seite, noch bevor Sie bezahlen gehen“, bittet Ilkka. „Das machen wir in Finnland so, damit der nächste Kunde gleich Kraftstoff zapfen kann.“
Frankreich: Fahrverbot für umweltschädliche Autos
„Wenn du Paris mit dem Auto besuchen willst, solltest du dir vorher ein Luftqualitätszertifikat für dein Auto schicken lassen“, rät mir unser Autor Etienne Thierry-Aymé. Zertifikate kann man unter certificat-air.gouv.fr beantragen. Sie basieren auf den Normen, die im Feld V9 der Zulassungsbescheinigung eingetragen sind, und kosten inklusive Versand 4,21 Euro.
Niederlande: Damit der Urlaub nicht ins Wasser fällt
Wer dennoch mit dem Auto in die Innenstadt will, sollte sich auch vor den Grachten hüten. „An diesen Kanälen gibt es meist nur eine kaum 15 Zentimeter hohe Barriere“, erklärt Paul. „Kein großes Hindernis, wenn man den ersten mit dem Rückwärtsgang verwechselt.“
35 bis 40 Autos landen jedes Jahr in den Grachten. Früher wurden sie von der Feuerwehr geborgen. Die überlässt das inzwischen Privatunternehmen, die zwischen 400 und 2000 Euro berechnen – je nachdem, ob das Fahrzeug weit genug herausragt, um es ohne Tauchereinsatz bergen zu können.
Österreich: Rauchverbot im Auto
Umso erstaunlicher fand ich, dass das Rauchen im Auto gesetzlich streng geregelt ist: Wenn sich Mitfahrer unter 18 Jahren im Fahrzeug befinden, ist selbst das Rauchen von E-Zigaretten im Wagen untersagt.
Portugal: Kein Bargeld, bitte!
Schweiz: Hohe Strafen für Raser
Bei sogenannten Raserdelikten kennen sie generell kein Pardon: „Wer beispielsweise gefährlich überholt, kann seinen Fahrausweis dauerhaft verlieren und eine Freiheitsstrafe von bis zu vier Jahren erhalten“, weiß unsere Lektorin Dominique Graf aus Zürich. „Wer die zulässige Höchstgeschwindigkeit massiv überschreitet, dessen Fahrzeug kann eingezogen oder sogar verwertet werden.“
Slowenien: Konzentration im Kreisverkehr!
Was mir als Sommerurlauber bislang nicht bewusst war: In Slowenien herrscht ab dem 15. November bis zum 15. März Winterreifenpflicht! Was mir dagegen auffiel, war die große Anzahl an Kreisverkehren. Einige sind mehrspurig, oft mit Ampeln, bei denen man sich vor der Einfahrt schon einordnen muss und die Spuren im Kreis nicht wechseln kann. Da ist Konzentration gefragt!
Spanien: 50 Prozent Rabatt für Verkehrssünder
„Auch die Bußgelder für unerlaubtes Parken auf Anwohnerparkplätzen sind weitaus niedriger, wenn man sie schnell bezahlt“, erklärt meine Kollegin Natalia Alonso, Chefredakteurin unserer spanischen Ausgabe. Apropos Anwohnerparkplätze: „In Barcelona darf man dort im August auch als Besucher rund um die Uhr kostenlos parken, in meiner Heimatstadt Madrid immerhin nachmittags ab 15 Uhr“, verrät Natalia.
England: Kein Herz für Nachtschwärmer
Zusätzlich müssen Fahrer seit April 2019 in einer sogenannten Ultra Low Emission Zone (ULEZ) weitere 12,50 Pfund pro Tag bezahlen, wenn ihr Fahrzeug nicht den jüngsten Europäischen Abgasnormen genügen. Das betrifft fast alle Autos, die vor 2014 zugelassen wurden. Die Abgabe ist jeweils für einen Kalendertag zu bezahlen. „Sehr ungünstig für Nachtschwärmer“, sagt Alex. „Wie Aschenputtel werden sie bestraft, wenn sie nach Mitternacht noch unterwegs sind, denn dann wird schon die Gebühr für den nächsten Tag fällig.“
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Verkehrsticker Europa:
- Dänemark: Weiße Dreiecke auf der Fahrbahn an Straßeneinmündungen bedeuten „Vorfahrt gewähren“.
- Griechenland: Das Rauchen in Kfz ist verboten, wenn Kinder unter zwölf Jahren mitfahren (Bußgeld 1500 €).
- Italien: Nach hinten überstehende Ladung muss mit einer 50 x 50 cm großen, rot-weißen, schräg gestreiften Warntafel gekennzeichnet werden. Kroatien: Ein Set Reservelampen ist mitzuführen.
- Lettland: Winterreifenpflicht für Fahrzeuge bis 3,5 t zGG vom 1.12. bis 1.3.
- Litauen: Zollfrei dürfen 20 Liter Reservekraftstoff eingeführt werden.
- Luxemburg: Atemalkoholtest ist obligatorisch, bei Weigerung wird die vorgesehene Höchststrafe für das jeweilige Delikt verhängt.
- Malta: Linksverkehr und Rechtsüberholen.
- Österreich: Unfallmeldegebühr von 36 €, wenn bei Unfall Polizei nur zur Beweissicherung gerufen wird, obwohl ein Austausch der Daten der Unfallbeteiligten möglich war und keine Personenverletzungen vorliegen.
- Polen: Parken bei Dunkelheit auf unbeleuchteten Straßen nur mit Standlicht.
- Rumänien: Überholverbot auf Brücken.
- Schweden: Nebelschlussleuchten dürfen nicht eingeschaltet werden.
- Serbien: Fahrer, die die Durchführung eines Drogentests ablehnen, können in Haft genommen werden.
- Slowakei: Für Radfahrer gilt außerorts Helmpflicht.
- Tschechien: Die Ablehnung einer Atemalkohol- oder Blutuntersuchung kann mit bis zu 2000 € und Fahrverbot in Tschechien bis zu zwei Jahren geahndet werden.
- Ungarn: Radfahrer müssen nachts und bei schlechter Sicht eine Warnweste tragen.
- Zypern: Beim Überholen und auf Nebenstraßen bei scharfen/unübersichtlichen Kurven hupen (nicht zwischen 21 und sechs Uhr!).
(Quelle: Automobilclub von Deutschland)
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